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Die Bundesregierung beschließt Ernährungsprogramm: Das sollen Bürger essen

Laut Reiseführern besteht die beliebte deutsche Küche aus Currywurst und Schnitzel, dazu Spätzle und zum Nachtisch vielleicht ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte. Diese Aufzählung mag zwar vielen den Magen knurren lassen, aber die Realität ist, dass die meisten von uns solche Speisen nicht jeden Tag oder gar jede Woche genießen. 66 % der Deutschen versuchen sich gesund zu ernähren, so die Marktforschungsgruppe Mintel. Doch das reicht der Regierung nicht aus: Die deutsche Ernährung muss sich drastisch ändern.

Das sollen die Deutschen von nun an essen: Unsere Mahlzeiten müssen mehr Gemüse und mehr Hülsenfrüchte enthalten – am besten saisonal und aus regionalem Anbau. Fisch bis zu zwei Mal pro Woche, Fleisch nur noch in sehr begrenztem Umfang und in Mengen von nicht mehr als 600 Gramm pro Woche. Und diese Veränderungen sollen bis 2030 erreicht werden. So sieht es die 69-seitige Ernährungsstrategie vor, die das Bundeslandwirtschaftsministerium unter der Leitung von Cem Özdemir erarbeitet hat.

Zu viel Fleisch, zu viel Fett, zu viel Zucker: Seit 2015 werden in Deutschland pro Jahr 63 Milliarden Euro für die Behandlung von Adipositas ausgegeben. Und nicht nur Erwachsene sind betroffen: Über 1,7 Millionen Kinder in Deutschland sind übergewichtig. Das sind erschütternde Zahlen, und man kann gut verstehen, dass die Bundesregierung die Situation verbessern will. Doch wie soll das erreicht werden?

Zuallererst sollte die Gemeinschaftsverpflegung neu gestaltet werden: In Mensen und Kantinen soll eine größere Vielfalt an gesundem Essen angeboten werden. Außerdem soll eine Aufklärungskampagne mit dem Titel “Gutes Essen für Deutschland” in den sozialen Medien gestartet werden. In den Schulen soll das Thema Ernährung in den Unterricht aufgenommen werden. Neben gesunder Ernährung soll auch die Vermeidung von Lebensmittelabfällen betont werden.

In Anbetracht der besorgniserregenden Zunahme von Übergewicht in Deutschland und der Tatsache, dass hierzulande jährlich rund 11 Tonnen Lebensmittelabfälle anfallen, sind dies sicherlich lobenswerte Absichten. Allerdings wurde bereits Kritik an der neuen Strategie geübt. Nach Ansicht des Lebensmittelverbandes sind die Dinge nicht so einfach, wie es sich die Regierung vorstellt: Gefragt sind Lösungen, die praktikabel, umsetzbar und finanzierbar sind.

Das Verbraucherportal “foodwatch” mahnt, die Regierung müsse konkretere Schritte einleiten. Es fordert ein Werbeverbot für Junkfood und eine höhere Besteuerung von zuckerhaltigen Softdrinks. Die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse sollte dagegen ganz entfallen. Statt hehrer Ziele seien Maßnahmen erforderlich, die tatsächlich wirksam sind.

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Stephan Heiermann