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3 Mio Arbeitsplätze in Deutschland bedroht – auch ohne Lockdown

Auch ohne Lockdown sind Deutschlands Innenstädte wie ausgestorben. Mehr als 3 Millionen Deutsche verlieren ihren Arbeitsplatz, wenn die innerdeutschen Tourismusangebote nicht gerettet werden, erklärt Branchen-Präsident Michael Frenzel.

Bundeskanzlerin Angela Merkel appellierte am Samstagmorgen erneut, zuhause zu bleiben und Kontakte zu beschränken. Auffällig sind vor allem jene, die sich dagegen quer stellen. Tatsächlich halten sich aber Viele zurück und bleiben zuhause. Eine Analyse des bundesweiten Passantenaufkommens zeigte, dass die deutschen Innenstädte sich in einer Woche um bis zu 40 Prozent geleert hätten. Das hat bereits jetzt wirtschaftliche Konsequenzen – auch ohne angeordneten Lockdown.

Im Interview mit der „Welt am Sonntag“ beklagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft verunsicherte Urlauber. „Die Nachfrage nach Reisen ist weltweit extrem schwach“ erklärt Michael Frenzel. Die Branche sei bereits jetzt sehr stark geschädigt. Besonders der Mittelstand halte das nicht mehr lange durch. „Eine Umfrage zeigt, dass mehr als die Hälfte unseres breiten Mittelstands die Insolvenz fürchtet – und der steht für drei Millionen Arbeitsplätze,“ sagt Frenzel.

Der Verbandspräsident glaubt, das „große Chaos bei den Reisebeschränkungen“ habe die Urlauber verunsichert. Als Gegenmaßnahme appelliert er an die Politik, Schnelltests zu ermöglichen statt Quarantänemaßnahmen zu verordnen. Es sei wichtig, dass Reisende sich auf geltende Bedingungen einstellen können.

Gemäß einer Auswertung von „Welt am Sonntag“ seien die innerdeutschen Buchungen Mitte Oktober im Vergleich zu Ende September um 34 Prozent eingesackt. Gleichzeitig seien die Stornierungen um 50 Prozent gestiegen. Die Zeitung berücksichtigte dabei die Buchungsvorgänge des Hotelportal HRS in den zehn größten Städten der Bundesrepublik.

Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga bestätigt diese Zahlen. Die Hotelbranche verzeichnet eine Stornierungswelle. Auch Hartges sieht die Politik in der Verantwortung.

Künstler und Veranstalter beklagen ebenfalls Existenzängste. Die Einnahmen durch Konzerte, Messen oder Bühnenshows sind um 90 Prozent eingebrochen.

Obwohl ein großer Teil der Bevölkerung offensichtlich weder reist noch ausgeht, gibt es auch immer noch viele, die trotz steigender Infektionszahlen weitermachen wie bisher. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnte daher am Sonntagmorgen, dass wir auf einen erneuten Lockdown zusteuerten. Es seien dringend weitere Maßnahmen durch Beschlüsse von Bund und Ländern erforderlich. “Die Beschränkungen, die jetzt beschlossen wurden, reichen leider nicht aus, um überfüllte Intensivstationen und einen deutlichen Anstieg der Todeszahlen im Dezember zu verhindern. Da müssen wir nachjustieren”, sagte Lauterbach.

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Stephan Heiermann