Kategorien: News

Corona: Angst vor dem Virus wird zur tödlichen Gefahr

Für viele Menschen wird die Angst vor dem Coronavirus mittlerweile gefährlicher als das Virus selbst. Dies kann bis hin zum Tode führen. Derzeit zeichnet sich ein besorgniserregender Trend in den Notaufnahmen der deutschen Kliniken ab. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist die Zahl der Patienten rapide zurückgegangen. Einen Rückgang von rund einem Drittel verzeichnen die Zahlen aus verschiedensten Kliniken.

Das heißt im Klartext, dass viele lieber zu Hause ohne Hilfe bleiben als einen Notarzt zu rufen. Denn viele Betroffene haben Angst davor, sich mit Corona im Krankenhaus zu infizieren. Der Chef der Notaufnahme an der Berliner Charité, Prof. Martin Möckel, sagte: „Insbesondere Patienten mit Symptomen von lebensbedrohlichen Krankheiten wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen“. Bei der Behandlung solcher Notfälle zählt oft jede Minute, es geht dabei um Leben und Tod. „Deshalb gibt es auch Fälle, in denen Patienten zu spät zu uns kommen und versterben.“

Als nicht sonderlich überraschend findet diese Entwicklung denn auch der Sprecher der Kommission Neurologische Notfallmedizin, Prof. Roland Topka: „Es war das ausgesprochene Ziel, rasch umfangreiche Behandlungsreserven in den Kliniken für die Corona-Pandemie zu schaffen.“

Um sämtliche Kapazitäten für die Corona-Fälle freizuhalten, werden alle nicht dringenden Behandlungen und Operationen nach hinten verschoben. Selbst der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn rät von einem Gang zum Arzt bei lediglich leichten Symptomen ab. Topka erklärt: „Zwar wurde sichergestellt, dass die Strukturen für die reguläre Notfallversorgung erhalten bleiben. Dennoch haben manche Patienten aus Angst vor einer Ansteckung in der Klinik vermieden, in den Notaufnahmen oder beim Hausarzt und Facharzt vorstellig zu werden.“ Allerdings ist hierbei das Problem, dass selbst harmlose Symptome Vorboten schwerer Erkrankungen sein können. Topka weiter: „Wird die Bedrohlichkeit dieser Symptome nicht erkannt, kann dies potenziell zu Schäden führen und letztlich auch einmal tödlich sein“.

Bis zu einem Drittel weniger Notfälle

Derzeit gibt es noch keine deutschlandweiten Zahlen, wie viele Todesfälle auf diese Gründe zurückzuführen sind. Eine Studie dazu ist allerdings vom Verband der Universitätsklinika Deutschland in Auftrag gegeben worden. Allerdings steht fest, dass allein die Charité 30 Prozent weniger Notfall-Patienten hat. Aus Heidelberg wird vom Uniklinikum berichtet, dass weniger als die Hälfte der normalen Herzinfarkt-Patienten eingewiesen wurden. Auch bei Schlaganfall-Patienten wurde ein Rückgang von 20 Prozent verzeichnet. Und auch aus dem Klinikum Fulda wurden 40 Prozent weniger internistische wie auch neurologische Notfälle gemeldet. Thomas Menzel, Chef in der Klinik in Fulda sagte gegenüber der „BILD“: „Diese Entwicklung ist gefährlich. Die Angst vor der Ansteckung mit dem Coronavirus kann tödlich sein!“

Appell der Ärzte: „Kliniken sind sicher“

Sofern es notwendig, sollte eine Klinik dringend aufgesucht werden, ruft auch der Notfall-Chef der Charité Betroffene auf. „Unsere Kliniken und Notaufnahmen sind sicher, viel sicherer als der Gang zum Supermarkt.“

Und auch der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, äußert sich ähnlich: „Es gibt keinen Grund, notwendige und lebensbedrohliche Behandlungen aufzuschieben. Der Infektionsschutz in den Krankenhäusern ist gewährleistet, und jeder, der ein Problem hat, sollte unbedingt auch ein Krankenhaus aufsuchen. Wir müssen vermeiden, dass Angst vor dem Virus andere Krankheiten und Todesfälle verursacht.“

Social
Author
Stephan Heiermann