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Drosten: Zweite Corona-Welle werde „mit voller Wucht zuschlagen“

Top-Virologe Christian Drosten ist entsetzt über Bilder aus Deutschland. Was jetzt passiere, sei Wegbereiter, dass die zweite Corona-Welle mit „voller Wucht zuschlagen“ könnte.

Konkret kritisiert Drosten den Umfang der Ladenöffnungen und die Einzelinterpretationen der Kommunen und Länder. Dies könne fatale Folgen haben. Wenn die Infektionsketten nun wieder ungehemmt in Gang kämen, stehe uns eine zweite Infektionswelle bevor, die „mit voller Wucht zuschlagen“ könne. Beim Anblick der gestrigen Bilder, würde Drosten sich „nicht wundern, wenn wir im Mai und in den Juni hinein eine Situation haben, die wir nicht kontrollieren können, wenn wir nicht aufpassen.“

Der Chefvirologe der Berliner Charité ist hörbar enttäuscht, als er verkündet, nun „ausnahmsweise“ mal seine „Meinung bekunden“ zu müssen: „Jetzt sehen wir diese Geschichten von Einkaufsmalls, die im Ganzen wieder frequentiert werden und voller Leute sind. Und warum? Weil jeder einzelne Laden unter 800 Quadratmetern geöffnet ist. Und man muss sich da schon mal fragen, ob das wirklich sinnvoll ist.“

Drosten trat in den vergangenen Wochen immer wieder ins Rampenlicht, um seine Expertise zur Pandemie für die Öffentlichkeit verfügbar zu machen. Man kann behaupten, dass er einen großen Beitrag dazu geleistet hat, welchen Weg Deutschland bisher eingeschlagen hat. Nun sieht der Virologe, dass mit den jüngsten Lockerungen der Maßnahmen eine völlig gegensätzliche Entwicklung beginnen könnte.

„Wir gehören zu den ganz wenigen Ländern weltweit, bei denen die Zahlen wirklich rückläufig sind. Als großes und transparentes Land sind wir sogar einsame und absolute Spitze“, sagt Drosten im NDR-Podcast vom 22. April. Nun jedoch seien „wir dabei, unseren Vorsprung zu verspielen.“

Fällt Deutschland dahin zurück, wo Italien begonnen hat?
Im Podcast erklärt Drosten, dass Deutschland so gut dastehe, weil hier sofort Maßnahmen ergriffen wurden, als man Infizierte aufgedeckt hatte und deren Infektionsketten erkannte. Viele andere Länder hingegen reagierten erst, als bereits Covid-19-Todesfälle Schlagzeilen machten. Bevor Menschen an Covid-19 sterben, vergehe jedoch schätzungsweise ein Monat. Das heißt, Deutschland habe gegenüber Frankreich, Spanien oder Italien etwa einen Monat Vorsprung. Drostens Erklärung: Weil die Infektionsketten so früh unterbrochen wurden, blieb Deutschland bis jetzt von großen Corona-Chaos verschont. In der aktuellen Entwicklung sehe er jedoch das Risiko, dass Deutschland diesen Vorsprung verspiele.

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Author
Stephan Heiermann