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Gekündigter Mitarbeiter soll sich selbst ersetzen – für weniger Geld

“Eine Riesen-Schweinerei” sagt Heinz Hausner von der IG Metall zu dem Vorfall auf Niederbayern. Einem langjährigen Maschinen- und Anlagenführer wird gekündigt, weil es nicht mehr genug Arbeit gebe. Wenige Wochen später schickt ihn die Agentur für Arbeit als Leiharbeiter zu seinem alten Arbeitgeber.

D. Linke wurde zum Ende des Jahres gekündigt, weil die Auftragslage seinen Posten überflüssig machte. Zuvor hatte er elf Jahre bei einem Automobilzulieferer in Niederbayern gearbeitet, wo Dächer für Cabrios hergestellt werden. Die Agentur für Arbeit schickt ihn zu einer Leiharbeitsfirma. Schon Ende Januar ist eine passende Stelle für den erfahrenen Maschinen- und Anlagenführer gefunden: Bei seinem alten Arbeitgeber, knapp über Mindestlohn. “Ich soll mich quasi selbst ersetzen, allerdings für weniger Lohn”, sagt Linke im Interview mit der Deggendorfer Zeitung kopfschüttelnd.

Linkes Entlassung ist eine von 54 Kündigungen, ergänzt der Betriebsrat den Vorfall und erläutert, dass die Firmenleitung derzeit 38 neue Leiharbeiter engagieren möchten. Bis Ende 2020 sollen 160 Stellen gestrichen werden. Als Grund nennt die Firma auslaufende Kundenprojekte und eine Verlagerung der Produktion in die Slowakei. Von einer „Frechheit“ spricht ein Betriebsratsmitglied gegenüber der lokalen Zeitung. Die Kündigungen seien rechtlich einwandfrei, aber es sei „ja schon eine Blamage, wenn ab September die ersten Kündigungen ausgesprochen werden und die Firmenleitung schon im Januar an den Betriebsrat herantritt, dass wir bis zu 38 Leiharbeiter freigeben sollen. Den Zeitraum von September bis Januar sollte man schon überdenken können.”

Als „Riesen-Schweinerei“ bezeichnet Gewerkschafter Heinz Hausner von der IG Metall den Vorfall laut Deggendorfer Zeitung. Dass die Auftragslage nach unten ginge, müsse man zwar akzeptieren, „irgendwann ist die Arbeit weg, aber man sollte das mit Anstand zu Ende bringen.”

Das besagte Unternehmen bezog gegenüber dem Lokalblatt wie folgt Stellung: “Es ist gerade in der Automobilindustrie nicht ungewöhnlich, dass die Umsetzung einer strategischen Personalplanung und kurzfristige Nachfrageschwankungen zusammenkommen.”

Linke will das Angebot nicht annehmen. Er hofft stattdessen auf eine Stelle in einem sächsischen Kabelwerk. Würde er das Angebot doch annehmen, so bekäme sein alter Arbeitgeber sogar staatliche Subventionen, erklärt „focus-online Money“. Bei vermittelten Arbeitern zahlt die Agentur nämlich für Arbeit zusätzlich Subventionen für die Beschäftigung. Die „strategische Personalplanung“ ist also in jeder Hinsicht rentabel für das Unternehmen.

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Author
Stephan Heiermann