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Intensivmediziner warnen vor Überlastung der Krankenhäuser

Intensivmediziner schlagen Alarm wegen einer Überbelastung der Krankenhäuser. „Die Lage auf den Intensivstationen spitzt sich zu“, sagte Uwe Janssens, Präsident der Deutschen interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin im Interview mit der „Rheinischen Post“.

Obwohl das Problem sich bereits im September andeutete, bestehe noch immer keine Klarheit für die Krankenhäuser, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Es seien jedoch direkte Handlungsanweisungen notwendig, dass „planbare Eingriffe und medizinisch unkritische Operationen“ verschoben werden, damit die Krankenhäuser schnell und unbürokratisch für dadurch entstehende Einnahmeverluste kompensiert werden können, erklärte Janssens. Nur so blieben die Kliniken handlungsfähig und könnten weiter Kapazitäten bereithalten. „Es darf nicht dazu kommen, dass wir Notfälle wegen überlasteter Corona-Stationen abweisen müssen“, warnte der Präsident der Intensivmediziner.

Mitte November hatten die Ärzteorganisation Marburger Bund und die intensivmedizinischen Fachgesellschaften in einer öffentlichen Erklärung bemängelt, dass Krankenhäuser sich nicht auf die Versorgung von COVID-19-Patienten fokussierten. Aus Umsatzgründen würden weiterhin verschiebbare Eingriffe stattfinden und Kapazitäten belegt, die eigentlich freigehalten werden sollten. Damit trügen die Krankenhäuser eine Mitverantwortung für den Corona-Notstand.

Allerdings sah auch die Ärzteschaft die Hauptverantwortung bei der Politik: „Die Krankenhäuser in stark belasteten Regionen müssen unverzüglich von der Politik aufgefordert werden, plan- und verschiebbare stationäre Eingriffe je nach Belastungssituation zu reduzieren beziehungsweise einzustellen“, forderten die Ärzte. Nur durch einen politischen Eingriff und eine Ausgleichfinanzierung der Kliniken sei es möglich, Personal für die kurzfristige Versorgung akut und kritisch erkrankter Patienten bereitzuhalten.

In vielen Kliniken zeigt sich schon eine Zuspitzung der Lage. Die ersten Krankenhäuser verweigern die Aufnahme von Corona-Patienten mangels Kapazitäten. In München waren am Montag nur noch 82 von 600 Intensivbetten verfügbar. Etwa jeder fünfte Patient auf der Intensivstation ist ein COVID-19-Notfall. Mehr als die Hälfte davon muss invasiv beatmet werden. Christoph Spinner, Infektiologe und Pandemiebeauftragter am Klinikum rechts der Isar bezeichnete die Situation als „angespannt“. Neben den Corona-Patienten würden schließlich weiterhin Unfälle, akute Herzkreislauf-Notfälle oder Krebspatienten in den Krankenhäusern vorstellig. Bereits vor der Pandemie seien die Intensivbetten immer mal wieder zu mehr als 90 Prozent ausgelastet gewesen, erklärt Spinner. Einige Münchner Kliniken können inzwischen keine Intensivfälle mehr aufnehmen, weil die Kapazitäten bereits voll ausgeschöpft sind.

Das Hauptproblem sind jedoch nicht die Betten, sondern das Personal. Axel Fischer, der Geschäftsführer der München Klinik sehe “seine Kliniken und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an der Grenze ihrer Belastung”. Fischer sprach mit der SZ über die Lage in den Münchner Krankenhäusern. Die Mitarbeiter dort würden sich “zwischen Covid-Intensivstation, der 100-jährigen Covid-Patientin mit Demenz und dem Herzinfarkt im Notfallzentrum zerreißen”.

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Sara Breitner