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Kollaps des britischen Gesundheitssystems befürchtet

Die Pandemie-Lage wird sich nach Angaben des Vize-Chefmediziners von England über die Wintermonate weiter verschärfen. Dabei könnte das mögliche Ausmaß noch viel dramatischer sein als bei der Frühjahrswelle. Von Experten wird die Befürchtung ausgesprochen, dass das marode Gesundheitssystem des gesamten Landes kollabieren könnte.

Nach Ansicht von Wissenschaftlern steht Großbritannien in der derzeitigen Corona-Krise an einem „Scheideweg“. Schwere Zeiten stünden dem Land bevor, so der Epidemiologe Jonathan Van-Tam. Derzeit verlagere sich die Covid-19-Verbreitung in den von der Pandemie am schwersten betroffenen Gebieten von den jungen Erwachsenen vor allem auf die älteren Menschen. “Leider wird in den kommenden Wochen, genau wie die Nacht auf den Tag folgt, die Zahl der Todesfälle zunehmen.”

Van-Tam gehört zu den Beratern von Premierminister Boris Johnson und ist der stellvertretene Chefmediziner von England. “In unserem nationalen Kampf gegen Covid-19 befinden wir uns an einem ähnlichen Wendepunkt wie im März. Aber wir können verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt, wenn wir alle jetzt handeln”, sagte er. Er forderte alle Briten dazu auf, ihre sozialen Kontakte einzuschränken.

Großbritannien ist mit seinen gut 67 Millionen Einwohners besonders stark von der Pandemie betroffen. Etwa 58.000 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 gibt es nach Angaben der Statistikbehörde. Da nun der Winter bevorsteht, schätzt Van-Tam das mögliche Ausmaß einer zweiten Welle als ungleich höher ein als das der ersten Welle. “Die Jahreszeiten sind gegen uns”, sagte der Experte.

Die Behörden hatten für den Samstag mehr als 15.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden vermeldet. Das sind 1.300 mehr als einen Tag zuvor. Da es aber nicht genug Tests im Land gibt, gehen die Behörden von einer hohen Dunkelziffer aus. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO steigt das Risiko neuer Corona-Infektionen dann, wenn es kühler wird und sich die Menschen mehr in geschlossenen Räumen befinden. Auch das chronisch unterfinanzierte und marode Gesundheitssystem National Health Service macht britischen Experten zunehmend Sorge. Durch zusätzliche Grippefälle im Winter könnte dieses kollabieren. Zu Impfungen riefen die Experten auf, doch kommt auch hier ein Mangel zum Vorschein.

Am stärksten betroffen sind der Norden Englands, Schottland, Nordirland und Teile von Wales. Über geeignete Maßnahmen im Kampf gegen das Virus entscheidet in Großbritannien jeder Landesteil für sich selbst. Diese vielen unterschiedlichen Regelungen werden von Kritikern bemängelt, denn diese haben zu einem Wirrwarr geführt. Am Montag will der Premier Johnson im Parlament ein neues dreistufiges System an Maßnahmen vorstellen. In großen Teilen von Nordengland könnten dann die Pubs und Restaurants geschlossen und Kontaktverbote erhoben werden.

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Sara Breitner