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Kontaktverbot an Heiligabend und weitere Maßnahmen im Gespräch

In Deutschland werden die Rufe nach strengeren Maßnahmen immer lauter. Ein Kontaktverbot an Heiligabend und ein bundesweiter Lockdown sind im Gespräch.

Nachdem in Schottland bereits über digitales Weihnachten gesprochen wurde, sind derartige Diskussionen nun auch in Deutschland entfacht. Der hessische Staatskanzleichef Axel Wintermeyer sagte gegenüber der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”, dass die Menschen an Weihnachten „wo immer möglich Kontakte reduzieren“ und auf Reisen verzichten sollen, auf alles was vermeidbar sei. Heilig Abend werde sich dieses Jahr “in einem engeren Rahmen abspielen müssen”, so Wintermeyer. Ähnlich äußerten sich die Amtskollegen aus dem Saarland und Niedersachsen. Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages rechnet gar mit „Einschränkungen in einem Bereich, der uns seelisch wehtun wird”.

Derartige Aussagen stoßen auch auf Widerstände. Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus sorgt sich, dass es wieder zu einer Vereinsamung der Pflegebedürftigen und Alten kommen könnte wie in der ersten Welle. Kirchliche Sprecher geben ihm recht: Heinrich Bedford-Strohm von der Evangelischen Kirche Deutschland, mahnte, dass wir die älteren Teile der Gesellschaft an Weihnachten nicht alleine lassen dürfen. “Wir müssen die Balance finden in den Altenheimen. Mit zunehmendem Wissen über die Ansteckungswege haben wir alle gelernt, dass einige Maßnahmen zu Beginn der Pandemie in mancher Hinsicht überzogen waren”, so Bedford-Strohm.

Die Politik zeigt sich uneinheitlich, welche Maßnahmen jetzt gefragt seien. Der Vorsitzende des Weltärztebundes Frank Ulrich Montgomery kündigte einen Shutdown an, sobald 20.000 Neuinfektionen pro Tag erreicht seien. Andere wollen diese radikale Maßnahme auf jeden Fall verhindern. Wenn Bund und Länder sich nicht einigen können, bleibt sie gar rechtlich unmöglich.

Alternative Ideen schlug unter anderem der Charité Virologe Christian Drosten vor. Er rät seit Wochen, ergänzend zu Abstand, Hygiene und Alltagsmaske zu einem Kontakttagebuch. Darin solle man Situationen festhalten, in denen man sich unwohl fühlte, weil der nahe Kontakt zu anderen Menschen unvermeidbar war. Dieses helfe erstens, seinen Alltag so zu strukturieren, dass solche Situationen vermieden werden und zweitens könne es genutzt werden, um Infektionsketten schnell nachzuvollziehen.

Außerdem schlug der Virologe einen Ü50-Inzidenz vor. Mit diesem Wert sollten Infizierte, die älter als 50 Jahre alt sind, separat aufgeführt werden. Da es bei dieser Gruppe häufiger zu schweren Verläufen kommen, sei ein solcher Wert hilfreich, um realistische Prognosen für die Belastung des Gesundheitssystems zu erhalten. SPD-Politiker Karl Lauterbach stimmte dem Vorschlag ergänzend zum 7-Tage-Izidenz zu. Die Regierung zeigt sich bislang jedoch uninteressiert. Die „vorhandenen Warnstufen“ würden ausreichen, erklärte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums der „Bild“-Zeitung.

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Sara Breitner