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Krebsmedikamente können die Vermehrung von Covid stoppen

Allein können Viren wenig, denn um sich zu vermehren, benötigen sie die Zellen ihres Wirts. Um sich möglichst schnell und weit zu verbreiten, greifen sie auf einen Trick zurück: sie nutzen und manipulieren bei den Wirtszellen die Kommunikationswege um sie zu animieren, ihnen bei der Vermehrung behilflich zu sein.

Jetzt haben Biochemiker und Virologen von der Goethe-Universität und dem Uniklinikum in Frankfurt herausgefunden, wie genau dies beim SARS-CoV-2-Erreger erfolgt. Sie erstellten erstmals ein Gesamtbild der Kommunikation einer menschlichen Zelle, die von den Viren des SARS-CoV-2-Erregers befallen sind.

Dabei fanden Sie Antworten auf ihre Fragen, wie eine Kommunikation der Zellen funktioniert und wie Corona diese ändert. Dazu sagte Dr. Christian Münch (37) vom Institut für Biochemie II der Goethe-Universität Frankfurt: „Wir hatten früh ein System, um menschliche Zellen in der Plastikschale mit Corona zu infizieren. Deren Signalwege haben wir mit denen gesunder Zellen verglichen. Dabei konnten wir uns 16 000 verschiedene Kommunikationspunkte in den Zellen anschauen. Und wir haben gesehen: Bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 wurden mehrere 1000 davon verändert.“

Doch das war noch nicht alles, denn es gelang den Forschern zudem in Zellkultur-Experimenten, die Virusvermehrung zu stoppen. Dazu nahmen sie Krebsmedikamente. Dr. Münch: „Wir wollten nicht raten, wir wollen wissen: Was passiert wirklich?“ Die Forscher testeten fünf Wirkstoff aus der Krebstherapie. „Alle konnten die Vermehrung der Coronaviren stoppen, indem sie die Signalwege unterbrachen.“

Die Forscher nutzten dabei zum einen bereits zugelassene Krebs-Wirkstoffe aber auch solche, die noch in klinischen Studien erprobt werden. Ihre Namen: Sorafenib, Lonafarnib, Omipalisib, Pictililib und RO5126766.

Dazu sagte Prof. Jindrich Cinatl vom Institut für Medizinische Virologie und weiterer Autor der Frankfurter Studie: „Der erfolgreiche Einsatz von Wirkstoffen gegen SARS-CoV-2, die Bestandteile von bereits zugelassenen Medikamenten sind, ist eine große Chance für die Bekämpfung des Virus. Solche Wirkstoffe sind bereits gut charakterisiert, und wir wissen, wie sie von Patienten vertragen werden.“ Und
Dr. Münch ergänzt: „Nun liegt es bei den Pharmafirmen, die diese Wirkstoffe patentiert bzw. in der Forschung haben, mit unseren Erkenntnissen weiterzuarbeiten.“ Dass die Krebsmedikamente und ihre Wirkstoffe in den Zellkulturen wirken bedeutet aber nicht, dass man gegen Corona automatisch die Pillen nehmen kann.

Weitere Untersuchungen müssen nun zeigen, wie die Wirkstoffe im Körper ankommen, wo eine Vermehrung der Coronaviren gestoppt werden kann und wie hoch eine Dosierung sein muss.

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Author
Martin Beier