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Logopäde vergeht sich an wehrlosen Jungen

Der Kripo-Sachbearbeiter, der die 23.000 kinderpornografischen Bilder und Videos sichtete, war von der Monstrosität der Vorgänge so geschockt, dass er sich vor seiner Aussage mit einem seelischen Leiden krank meldete. Der Logopäde Oliver H. (38) missbrauchte über zehn Jahre kleine Patienten, die teilweise erst zwei Jahre alt waren, in einer Kindertagesstätte in Würzburg. Er steht nun seit Donnerstag vor Gericht.

Prof. Boris Zimmermann (44) klagt offen an: „Man stelle sich den schlimmsten Porno vor, den man im Internet finden kann. Genau das hat er mit den Kindern gemacht und damit Geld verdient.“ Auch sein 7-jähriger Sohn war bei Oliver H. in Behandlung. Der Vater weiß nicht, ob er tatsächlich missbraucht wurde. „Mein Kind ist tangiert, es war im Machtbereich von diesem Menschen.“ Der Angeklagte hatte nach Medieninformationen ein umfassendes Geständnis abgelegt. So habe er in 66 Fällen sieben Kinder missbraucht. Ein Gutachten bescheinigte ihm sowohl eine Pädophilie als auch eine normale Neigung homosexueller Art.

Besonders verstörend für die Eltern ist die Tatsache, dass die Kamera nicht immer lief, wie der Angeklagte bei der Vernehmung angab. Er habe Anweisungen von Nutzern aus dem Darknet umgesetzt. Dafür hat er eigene Bilder verwendet, um so Zugang zu geschützten Bereichen zu erhalten. Er sei bei den Taten sexuell erregt gewesen, was bei Eltern verständlicherweise die Befürchtung weckt, dass möglicherweise noch viel mehr Kinder Opfer des Triebtäters geworden sein könnten.

Der Nebenklage-Anwalt Dr. Bernhard Löwenberg sagte: „Meine Mandantin brachte morgens ein fröhliches Kind zur Therapie und holte danach ein trauriges ab.“ Zugang zu den Sitzungen gewährte der Therapeut den Eltern nicht. Auf einer Wippbanane malträtierte er die Kinder während des Morgenkreises der Kita oder als Eltern vor der Tür warteten.

Als er am 21. März vergangenen Jahres von Spezialeinsatzkräften verhaftet wurde, saß Oliver H. noch vor dem Rechner und surfte durch das Darknet. Die Beamten waren ihm durch ein Ermittlungsverfahren in Cloppenburg und durch eine IP-Abfrage bei Vodafone auf die Spur gekommen. Verdeckten Ermittlern gelang durch Chats mit dem Täter schließlich, in Zusammenarbeit mit der Cybercrime-Staatsanwaltschaft in Bamberg, ein Schlag gegen einen internationalen Kinderporno-Ring. Weltweit sind inzwischen weitere 42 Ermittlungsverfahren gegen Männer eingeleitet worden.

Zum Schutz der minderjährigen Opfer wird der auf elf Tage angesetzte Prozess weitestgehend ohne die Öffentlichkeit stattfinden. „Er hat sich gezielt Op¬fer ausgesucht, die nicht sprechen können, die nicht als Zeugen vernommen wer¬den können“, sagt Vater Boris Zimmermann. Für den 30. April wird das Urteil erwartet. Es drohen Oliver H. dann 15 Jahre Haft plus anschließende Sicherungsverwahrung.

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Alexander Grünstedt