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Medikament zum Schutz vor SARS-CoV-2 identifiziert

Kann das Eindringen des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 in die Lungenzellen verhindert werden? Daten aus der Forschung zu einem Medikament, das in Japan zugelassen ist, legen die Vermutung nahe.

In Göttingen haben Wissenschaftler des Deutschen Primatenzentrums möglicherweise einen Ansatzpunkt gefunden, wie sich die vom neuen Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöste Lungenkrankheit COVID-19 möglicherweise verhindern lässt. In Zusammenarbeit mit Kollegen aus der Berliner Charité konnten die Forscher ein körpereigenes Enzym identifizieren, welches notwendig ist, um dem Virus den Weg in die Lungen zu ermöglichen und sich dort zu vermehren. Somit ist durch die Forscher nicht nur ein Ansatzpunkt für ein Gegenmittel, sondern auch ein möglicher Behandlungsansatz gefunden worden. Bei Untersuchungen haben die Forscher festgestellt, dass in Japan ein Medikament bei Entzündungen des Pankreas eingesetzt wird, welches ein Eindringen der Corona-Viren in die Lungenzellen blockiert.

Jahrelange Forschung an Coronaviren

In der Abteilung Infektionsbiologie am Deutschen Primatenzentrum versuchen Wissenschaftler zu ergründen, wie Viren in die Körperzellen gelangen und uns somit krankmachen. Dabei beschäftigen sie sich auch schon mit den Corona-Viren. Ein Enzym namens Protease TMPRSS2 war bei den Forschungen bereits ins Blickfeld geraten. Dieses Protein spielt offenbar eine entscheidende Rolle bei der Infektion mit dem neuartigen Virus. Der Leiter der Abteilung Infektionsbiologie, Professor Stefan Pöhlmann, sagte dazu: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass das neuartige Corona-Virus die im menschlichen Körper vorhandene Protease TMPRSS2 benötigt, um in die Wirtszelle einzudringen.“

Wie kann der „Türöffner“ blockiert werden?

Das identifizierte Enzym ermöglicht es dem Corona-Virus, dass es in die Wirtszellen eindringen kann. Auf der Suche nach einem Vorgang, diesen „Türöffner“ zu blockieren sind die Wissenschaftler nun fündig geworden. Wie die Göttinger Forscher mitteilten, war bereits bekannt, dass das in Japan zugelassene Medikament „Camostat Mesilate“ diese im Focus stehende Enzym Protease TMPRRSS2 hemme. Man untersuchte daher dieses Medikament, welches bislang bei Pankreas-Entzündungen verwendet wird, auf die Möglichkeit hin, eine Infektion mit dem Corona-Virus zu verhindern.

Weitere Klinische Studien erforderlich

Mit einem Virus, welches von einem infizierten Patienten isoliert worden war, testeten die Forscher diese Möglichkeit aus. Man habe nun bei den Untersuchungen festgestellt, dass das Eindringen der Viren in die Lungenzellen durch das Medikament blockiert worden sei. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Camostat Mesilate auch vor COVID-19 schützen könnte. Dies sollte im Rahmen von klinischen Studien untersucht werden“, sagte der Erstautor der Studie, Dr. Markus Hoffmann, am Donnerstag.

Forscher aus verschiedenen Universitäten in Deutschland gehören zu dem Team rund um die Göttinger Infektionsbiologen. Sie kommen von der Charité, der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, der BG-Unfallklinik Murnau, der Ludwig-Maximilian-Universität München, des Robert Koch-Instituts sowie des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung.

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Author
Stephan Heiermann