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Merkel-Berater fordern No-Covid-Strategie

Die Sehnsucht nach einer Langfrist-Strategie wächst vor dem Gipfel zum Lockdown weiter an. Namhafte Wissenschaftler haben nun in einem Strategie-Papier gefordert, dass nicht das Leben mit dem Virus das Ziel sein kann. Ähnlich wie in Neuseeland oder Australien solle die Politik auf Null-Infektion setzen.

Experten haben vor dem Corona-Gipfel ein Strategiepapier verfasst. Nicht weniger als ein vollständiger Sieg über das Virus sollte das Ziel sein. Zu den Wissenschaftlern gehören unter anderem der Ifo-Chef Clemens Fuest, die Virologin Melanie Brinkmann und der Mediziner Markus Beier. Die jetzige Lage analysieren sie darin als „Zerreißprobe” für die Gesellschaft.

Als „reaktive Schadensminderung“ bewerten die Experten die aktuelle Politik zwischen Lockdown, Öffnung und Lockdown. In den Fokus sollte vielmehr eine proaktive Kontrolle der Pandemie rücken. Die Forscher formulieren in dem Papier das Ziel für „eine Rückkehr zur Freiheit und Stabilität”, ohne das Virus. Dabei gelten Staaten wie Neuseeland oder Australien als Vorbild. Denen ist eine vollständige Kontrolle der Pandemie gelungen. Das Papier ist im Kanzleramt zur Kenntnis genommen worden.

Die Wissenschaftler schreiben unter anderem: „Die No-Covid-Strategie formuliert für die Bevölkerung, Wirtschaft und Institutionen ein motivierendes Ziel, das ihre Anstrengungen belohnen wird”. Solche Anstrengungen hätten in anderen Ländern die Inzidenzen auf null gebracht. Weiter heiße es: „Die Gegenden, in denen das gelungen ist, werden zur Grünen Zone erklärt und können zur Normalität zurückkehren. Eine solche Strategie beinhaltet außerhalb der Grünen Zone strikte Kontakt- und Mobilitätsbeschränkungen und wird durch strikte Quarantäne-Regeln, sowie durch eine effizient durchgeführte Teststrategie und Impfkampagne unterstützt.”

Ein klarer Wiederöffnungsplan ist nötig

Das gemeinsame Ziel sei Dreh- und Angelpunkt für die erfolgreiche Umsetzung, so die Autoren der No-Covid-Strategie. In dem Vorschlag heißt es: „Wichtig für die Moral und den Zusammenhalt der Bürger in Australien war die Existenz eines klaren Wiederöffnungsplans“. Die Australier “konnten die Wirksamkeit ihrer eigenen Anstrengungen so in Zahlen und schließlich in Form von Lockerungen wahrnehmen”. Auch für Deutschland könne man solch eine Roadmap zügig erstellen.

Empfohlen wird der Politik ganz konkret, bis zu einer Inzidenz von 10 den Lockdown zu verhängen. Von dort müsse die Inzidenz auf null sinken. Drei bis vier Wochen hat dafür die Millionen-Metropole Melbourne benötigt. Im Anschluss gehe es nur noch darum, den Status als Grüne Zone zu erhalten.

Keine frustrierenden Verlängerungen

Der Vorteil dieser Herangehensweise: “Die Pandemiebekämpfung liegt als gemeinschaftliche Aufgabe in den Händen der gesamten Bevölkerung. Außerdem wird die Dauer des Lockdowns nicht auf ein bestimmtes Datum terminiert, was willkürlich erscheint und frustrierende Verlängerungen nach sich zieht, sondern sie endet mit dem Erreichen der Ziele, also möglicherweise auch früher als geschätzt, wenn die Region erfolgreich agiert.”

Weiter schreiben die Forscher, dass die insgesamt die Übertragbarkeit der No-Covid-Strategie „als gegeben“ ansehen, „da auch große urbane Ballungsräume von Covid-19 befreit werden konnten”. In dem Papier wird die Besonderheit, dass Australien eine Insel ist, nicht thematisiert. Nicht zwingend notwendig ist den Autoren nach eine Schließung der innereuropäischen Grenzen. Allerdings sollte daran appelliert werden, dass die europäischen Länder die Reiseaktivitäten beschränken. Deutschland müsse „kommunizieren, dass No-Covid als gemeinsame europäische Strategie nicht nur effektiver, sondern auch leichter umsetzbar ist”. Als „äußerstes Mittel” seien bei hohen Inzidenzen auch Grenzschließungen zu anderen Ländern möglich.

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Martin Beier