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Nach einem Jahr steigt das Risiko einer Zweit-Infektion

Seit dem Beginn der Pandemie haben sich über zwei Millionen Menschen in Deutschland mit dem Virus infiziert. Experten gingen bislang davon aus, dass eine Infektion vor einer weiteren schützt. Allerdings ist immer noch unklar, wie lange der Schutz durch Antikörper und Immunzellen anhält.

Eine im Februar aus Ischgl veröffentlichte Studie legt nahe, dass der Schutz mindestens acht Monate bei einem Großteil der Infizierten anhält. In einem Interview mahnt nun aber der Lungenarzt Dr. Cihan Çelik: „Wenn die Infektion schon ein Jahr zurückliegt, muss man sehr vorsichtig sein.“

Bei Älteren könnte Immunität schneller nachlassen

Inzwischen habe der Lungenarzt schon Fälle von Patienten gesehen, die ein zweites Mal mit dem Virus infiziert waren. In dem Interview mit der „FAZ“ sagte er weiter: „Grade ältere Patienten, die nach ihrer ersten Infektion noch nicht geimpft waren, haben sich in falscher Sicherheit gewiegt, wieder Freunde getroffen und sich noch mal angesteckt.“ Nicht nur die Patienten mit einem leichten Verlauf seien betroffen, auch die, die während der ersten Erkrankung in einem Krankenhaus behandelt wurden und im Anschluss an die erneute Infektion wieder im Krankenhaus aufgenommen wurden.

Aus diesen Fällen lässt sich die Annahme ableiten, dass besonders bei Älteren die Immunität schneller nachlasse. Ihr Immunsystem sei einfach nicht mehr so stark, wie das von jüngeren Patienten.

Reinfektionen eher selten

Gegenüber der „Bild“-Zeitung erläutert der Virologe Prof. Bernhard Fleckenstein von der Uni in Erlangen: „Wir wissen noch nicht genau, wie lang der Immunschutz nach einer natürlichen Infektion anhält. Demnach kann es sein, dass sich ein Patient ein zweites Mal mit dem Virus infiziert.“

Doch liegt eine Reinfektion nur dann vor, wenn sich bei der zweiten Infektion die Virus-RNA von der ersten unterscheidet. Nur eine Sequenzierung kann dies sicherstellen. Dazu Prof. Fleckenstein weiter: „Die aktuelle Studienlage zeigt, dass es zwar zu Reinfektionen kommen kann, diese aber sehr selten sind und wahrscheinlich einen milderen Verlauf bei den Infizierten verursachen.“

Chronische Infektion möglich

Aber es gäbe nach Angaben des Virologen noch eine zweite Möglichkeit, warum Monate später Infizierte erneut erkranken: „Immer mehr Daten deuten darauf hin, dass es zu persistenten Infektionen kommen kann.“ Dies bedeutet, dass die Viren auch Monate nach einer Infektion immer noch im Organismus „schlummern“ könnten, sich nach einer Weile erneut im Körper vermehren und zu einer erneuten Erkrankung führen. Dies könnte nach Angaben des Experten auch dann der Fall sein, wenn ein Test nach der PCR-Methode über Wochen und Monate negativ ausgefallen sind.

In Studien müsste nun in den nächsten Monaten und Jahren geprüft werden, ob es sich dabei um persistente Infektionen oder Reinfektionen handelt. „Noch ist unklar, welche Langzeitfolgen mit einer Infektion einhergehen und ob dadurch möglicherweise chronische Krankheiten entstehen. Sollte dies der Fall sein, würden die Gefahren, die von einer Virusinfektion ausgehen, noch mal ansteigen“, sagt Prof. Fleckenstein.

Und was bedeutet das für den Impfschutz? „Es ist wahrscheinlich, dass der Schutz durch die Impfung stärker ist und womöglich länger anhält als durch eine natürliche Infektion. Aber: Auch Geimpfte sollten weiter vorsichtig sein und sich an Abstand und Maske-Pflicht halten“, sagt Prof. Fleckenstein.

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Author
Martin Beier