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Notbetrieb: Tausende Deutsche werden nicht mehr medizinisch behandelt

Derzeit laufen die Telefone in Deutschland heiß, und zwar aus einem sehr unerfreulichen Grund. Es hagelt haufenweise Absagen für medizinische Behandlungen. Ausgerufen wurde der Notbetrieb von zwei besonders wichtigen Krankenhäusern: Der Berliner Charité, ihres Zeichens Europas größte Universitätsklinik, sowie dem größten Krankenhaus in Brandenburg, dem Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus.

Alle planbaren Behandlungen werden verschoben – das sind Hunderte pro Tag – und das wahrscheinlich bis zum Jahresende. Eine absolute Katastrophe für alle, die schon so lange warten, etwa auf einen Operationstermin.

Der Grund für den Super Gau ist ein Personalnotstand aufgrund von RS-Virus, Grippe und Corona. Die ohnehin schon knappe Besetzung auf den Stationen bröckelt aufgrund zahlreicher Krankmeldungen soweit zusammen, dass eine ordentliche Versorgung der Patienten nicht mehr gewährleistet werden kann. Es können nur noch lebensnotwendige Eingriffe durchgeführt werden, viele Mitarbeiter müssen auf den Kinderstationen aushelfen, wo die Lage besonders schlimm ist.

Gestrichen werden nun rund ein Drittel aller Behandlungen, das sind Hunderte Termine pro Tag. „Wir bedauern dieses Vorgehen, wollen aber ermöglichen, dass dringliche Behandlungen, wie zeitkritische Tumoroperationen, Transplantationen, Versorgung von Patientinnen und Patienten nach Schlaganfall, Herzinfarkt oder andere Notfällen, weiter durchgeführt werden können“, heißt es aus dem Charité. Die Universitätsklinik geht davon aus, dass die Lage bis Jahresende anhält.

Die Aufregung ist groß, dabei wurde ausreichend vor genau diesem Szenario gewarnt. Kritiker sehen die 2003 eingeführten Fallpauschalen als einen möglichen Übeltäter für den Zusammenbruch des deutschen Krankenhaus-Systems: Jede Behandlung bekam damals ein Preisschild, also: je mehr Eingriffe, desto mehr Gewinn. Eine Privatisierungswelle erfasste deutsche Kliniken, der wirtschaftliche Druck auf Mediziner stieg immens. Es musste gespart werden – und zwar am liebsten bei der Pflege.

Den Preis zahlen jetzt alle, die medizinische Hilfe benötigen, so Beobachter. Die Kinder, deren Versorgung in Gefahr ist, und die Erwachsenen, weil planbare Operationen verschoben werden müssen. Aber auch die Pflegenden und die Ärzte, die mit der Notsituation zurechtkommen müssen. Die Rufe nach einer umfassenden Reform des Gesundheitssystems werden immer lauter.

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Martin Beier