Schock auf deutschem Friedhof – Leichen verwesen nicht mehr

In Siek, einem beschaulichen Ort bei Ahrensburg, spielt sich derzeit ein makabres Drama ab, das so bizarr wie real ist: Der örtliche Friedhof wurde für Erdbestattungen gesperrt – und das auf unbestimmte Zeit. Der Grund: Der Boden ist derart durchnässt, dass Verstorbene nicht wie üblich verwesen, sondern sich in sogenannte Wachsleichen verwandeln. Was wie aus einem Horrorfilm klingt, ist bittere Realität für viele Angehörige, die plötzlich keinen Ort mehr finden, an dem sie ihre Liebsten beerdigen können.

Der Friedhof, einst Ort der letzten Ruhe, wird nun zum Schauplatz eines düsteren Szenarios. Das Grundwasser steht so hoch, dass es den Särgen sprichwörtlich bis zum Hals reicht. Sauerstoffmangel und extreme Feuchtigkeit verhindern den natürlichen Verwesungsprozess – Leichen bleiben jahrzehntelang nahezu unversehrt im Boden erhalten. Anstatt sich in Erde zu verwandeln, konservieren sie sich wie von Geisterhand. Experten sprechen von „Adipocire“, einem wachsähnlichen Stoff, der sich unter diesen Bedingungen bildet und die Leichen konserviert.

Die Folge: Gräber, die längst wieder neu vergeben werden sollten, bleiben belegt. Weil kein Platz mehr ist, wurden in der Vergangenheit Verstorbene sogar in mehreren Etagen unter der Erde bestattet – ein makabrer „Sarg-Stapelbau“, der nun endgültig gestoppt wurde. Seit dem 31. Juli ist Schluss: Die Gemeinde hat ein vollständiges Verbot für Erdbestattungen auf dem Sieker Friedhof verhängt.

Für trauernde Familien ist das ein emotionaler Tiefschlag. Wer in Siek wohnt, muss nun auf andere Friedhöfe ausweichen – etwa ins benachbarte Braak, wo sich die Verwaltung bereit erklärt hat, auszuhelfen. Doch das ist für viele mehr als nur ein logistisches Problem. Die Vorstellung, den letzten Weg eines geliebten Menschen nicht in der vertrauten Heimat gehen zu können, ist für viele kaum zu ertragen.

Auch aus ökologischer Sicht ist die Lage alarmierend. Denn wo der Boden zu nass ist, bleiben nicht nur Leichen erhalten – es besteht auch die Gefahr, dass Rückstände von Medikamenten, Schwermetallen oder anderen Schadstoffen ins Grundwasser übergehen. Ein Tabuthema, das nun ans Licht gezerrt wird.

Dabei ist Siek kein Einzelfall. Bundesweit kämpfen dutzende Friedhöfe mit ähnlichen Problemen. Besonders Regionen mit tonigen, wassergesättigten Böden sind betroffen. Experten schätzen, dass rund 40 Prozent der deutschen Friedhöfe mittlerweile mit sogenannten Wachsleichen zu tun haben – Tendenz steigend.

Was bleibt, ist ein Ort der Stille, der keiner mehr sein darf. Der Sieker Friedhof steht sinnbildlich für ein gesellschaftliches Problem, das bislang kaum beachtet wurde: Selbst der Tod ist nicht mehr planbar, wenn die Natur sich querstellt. Und so blicken viele Bewohner der Gemeinde nun ratlos auf ein Stück Erde, das einmal Trost spenden sollte – und heute nur noch Fragen aufwirft.

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  • Zu nasse Böden. Ich dachte, Deutschland ist so trocken und es regnet viel zu wenig, wegen des Klimawandels?

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Jerry Heiniken