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Virologen fordern weitere Verschärfung der Corona-Regeln

Den Teil-Lockdown in diesem Monat hat der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn als Erfolg im Kampf gegen die Pandemie bewertet. Doch Virologen und auch Mediziner sehen das anders. Vielmehr halten sie es sinnvoll, die Anti-Corona-Maßnahmen weiter zu verschärfen.

Angesichts der weiterhin sehr hohen Infektionszahlen mit dem Coronavirus halten es mehrere Virologen und Mediziner geboten, eine Verlängerung oder auch Verschärfung der derzeitigen Beschränkungen vorzunehmen. “Zielsetzung war es, einen deutlichen Rückgang der Neuinfektionen zu erreichen.”

Der Chefvirologe der Universität Heidelberg, Hans-Georg Kräusslich, sagte gegenüber der “Rhein-Neckar-Zeitung”: „Fast drei Wochen nach Beginn der Maßnahmen sehen wir aber keinen deutlichen Abfall, sondern eine Seitwärtsbewegung. Es ist also klar, dass das eigentliche Ziel nicht erreicht worden ist.” Und auch der Virologe Alexander Kekulé fordert daher weitere Verschärfungen: “Beim nächsten Bund-Länder-Treffen am Mittwoch braucht es unbedingt neue Anti-Corona-Beschlüsse. Dazu sollte gehören, dass an allen weiterführenden Schulen die Klassen sofort geteilt werden und auf Wechselunterricht umgestellt wird”, sagte der Experte von der Universität Halle-Wittenberg geegnüber der “Neuen Osnabrücker Zeitung” (Samstag). Zugleich plädiert er aber dafür, dass sowohl Kitas als auch Grundschulen offenbleiben sollten.

“Zweitens sollten die Weihnachtsferien bundesweit eine Woche vor dem 24. Dezember beginnen. Dadurch würde man auch die außerschulischen Kontakte deutlich reduzieren”, erklärte Kekulé. Somit würden die Ferien dann schon am 17. Dezember beginnen. Die meisten Länder haben den 19. Dezember, einige gar erst den 23. Dezember als regulären Ferienstart im Kalender stehen. Doch könnte dadurch ein wertvoller Puffer geschaffen werden, der den grünen Bereich bis zum Jahreswechsel in Sichtweite bringen könnte.

Dass die zunächst bis Ende November befristeten Beschränkungen weiter verlängert werden, daran glaubt auch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt. “Man muss davon ausgehen, dass der Lockdown light im Dezember fortgesetzt wird. Das ist auch angesichts der Lage auf den Intensivstationen geboten”, sagte er der “Passauer Neuen Presse”. Allerdings warnte er vor zu strengen Verschärfungen: “Wir sollten genau auf die konkrete Ausgestaltung der Maßnahmen achten.”

Den im Infektionsschutzgesetz festgelegten Sieben-Tage-Inzidenzwert von 50 Corona-Infizierten pro 100.000 Einwohner hält der Vorstandsvorsitzende des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI), Dominik von Stillfried, für wenig aussagekräftig.

“Er ist nicht nach Alter differenziert; die Inanspruchnahme der Intensivstationen und die Sterblichkeit sind aber stark altersabhängig”, so der Chef der Forschungseinrichtung der Kassenärzte gegenüber dem „Mannheimer Morgen“. “Wenn wir verhindern wollen, dass Krankenhäuser an ihre Belastungsgrenze kommen und womöglich entscheiden müssen, welchen Patienten sie noch behandeln und welchen nicht, muss das Frühwarnsystem abbilden, wie hoch der Anteil der Risikogruppen unter den Infizierten ist.”

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Sara Breitner