Gerade erst haben einige Krankenkassen die Zusatzbeiträge erhöht, da droht das nächste Ungemach. Aufgrund der Demografie und neuer Gesetze kommen Ausgaben in Milliardenhöhe auf die Kassen zu. Somit dürfte es für alle Versicherten teurer werden.
Die Finanzlage der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) trübt sich nach den fetten Jahren mit milliardenschweren Überschüssen akut ein. „Allein in diesem Jahr rechnen wir aufgrund des Terminservicegesetzes und des Pflegepersonal-Stärkungsgesetzes mit fünf Milliarden Euro Mehrausgaben“, so der stellvertretende Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes, Gernot Kiefer. Nur durch die „vorsorgenden Haushaltsplanung der gesetzlichen Krankenkassen“ war in diesem Jahr der Beitragsanstieg äußerst moderat geblieben. „Im kommenden Jahr wird es allerdings schwieriger aussehen, denn viele der beschlossenen Gesetze führen zu dauerhaft höheren Ausgaben. Und wenn die Rücklagen erst mal aufgebraucht sind, führt kein Weg an höheren Beiträgen vorbei.“
Milliarden-Verlust bei den Krankenkassen – „Alarmierende Entwicklung“
Die Krankenkassen hatten am Ende des Jahres 2018 noch ein Plus von gut zwei Milliarden Euro verzeichnet. Der GKV-Spitzenverband geht nun aber davon aus, dass die Kassen das vergangene Jahr mit einem Minus von rund einer Milliarde Euro abgeschlossen haben. Der Gesundheitsminister Spahn hatte immer auf die 20 Milliarden Euro Finanzreserven der KGV verwiesen und die Kassen dazu angehalten, diese Rücklagen abzubauen. Dies hingegen warnen vor einem extremen Anstieg der Kosten, da zum einen der medizinische Fortschritt durchschlägt, aber auch die Gesetzgebung ihren Teil dazu beiträgt.
Vor einer Panikmache warnt hingegen der Gesundheitsökonom Jochen Pimpertz. Der Schätzerkreis des Bundesversicherungsamtes erwartet keine kurzfristigen Ausschläge extremer Art. Unbestritten ist allerdings, „dass die Ausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung langfristig überdurchschnittlich stark steigen werden“.
„Finanzierungsdruck wird zunehmen“
In erster Linie liegt dies aber nicht an den neuen Gesetzen, sondern am demografischen Wandel, dem medizinischen Fortschritt mit seiner technischen Erweiterung und der absolut ineffizienten Steuerung im Gesundheitssystem. „Der Finanzierungsdruck wird deshalb in den kommenden Jahrzehnten kontinuierlich zunehmen“, so Pimpertz.
Der Beitrag für die Krankenkassen setzt sich aus einem allgemeinen Satz von 14,6 Prozent und einem Zusatzbeitrag zusammen. Dieser wird von jeder Kasse selbst festgelegt. 2020 steigt dieser zusätzliche Beitrag um durchschnittlich 0,2 auf dann 1,1 Prozent. 25 der mehr als 100 Krankenkassen haben zum Jahreswechsel mehr oder weniger stark an der Preisschraube gedreht.
Insgesamt dürfte der Kostendruck zu einer weiteren Reduzierung der Zweigstellen führen. Die Barmer hat mit 396 Filialen die meisten Zweigstellen, gefolgt von der DAK mit 319 und 193 bei der TK. Die AOK Bayern hat von den regionalen Kassen mit 250 Zweigstellen die meisten, hier folgen dann die AOK Baden-Württemberg und die AOK Plus mit 230 bzw. 140 Zweigstellen.
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