Donald Trump schickt Flugzeugträger, Kim Jong-Un droht mit „erbarmungslosem Schlag“: Wie explosiv ist dieses Duell?

Quelle: BILD
Von: Von VIKTORIA BRÄUNER und ANNE MERHOLZ

Donald Trump (70) gegen Kim Jong-Un (33) – dieses Duell könnte sehr gefährlich werden.

Die USA wollen sich Nordkoreas gefährlichen Raketentests nicht länger gefallen lassen und haben – als Demonstration der Stärke – eine Flugzeugträgergruppe zur Koreanischen Halbinsel entsandt. 

► Es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme, um die Präsenz und Bereitschaft in der westlichen Pazifikregion zu stärken, sagte ein Armeesprecher am Samstag. 

Die Reaktion aus Nordkorea war gewohnt heftig: Man sei zu einem „erbarmungslosen Schlag“ bereit, falls das Land von den USA provoziert werde, polterte der Diktator. 

Doch was steckt hinter dieser Drohung?

► „Die Rhetorik ist ziemlich hart. Das ist schon seit vielen Jahren so, aber ernst nehmen muss man ihn schon“, sagte Nordkorea-Experte Prof. Rüdiger Frank im BILD-Talk „Die richtigen Fragen“. 

Pjöngjang sehe sich bedroht von der Militärmacht Nr. 1, den Vereinigten Staaten. Das Atomprogramm und die Raketentests würde man dort als defensive Maßnahmen betrachten, um sich vor den USA zu schützen. 

US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt angekündigt, die USA seien notfalls zu einem Alleingang bereit, wenn China im Streit um das nordkoreanische Atomprogramm nicht den Druck auf Pjöngjang erhöhe. Die Verlegung der Flugzeugträger ist deshalb als Zeichen zu deuten, dass diese Drohung ernst zunehmen ist.

Experten gehen anhand von Satellitenaufnahmen davon aus, dass derzeit ein sechster Test vorbereitet werden könnte. Ein möglicher Anlass für neue Raketentests könnte der 105. Geburtstag des verstorbenen Staatsgründers Kim Il-sung am kommenden Samstag sein.

Die amerikanischen Flugzeugträger in der Region könnten – zumindest in der Theorie – zu einer neuen Eskalation führen, wenn so ein Test tatsächlich umgesetzt würde.

Kim oder Trump: Wer von beiden ist gefährlicher?

Am Ende wird es wohl auf die Entscheidungen zweier Männer herauslaufen: Diktator Kim und Präsident Trump.

Aber wer von den beiden ist gefährlicher?

► Experte Frank hat – zumindest wenn es um die Außenpolitik geht – eine klare Meinung: „Wenn sich mich so fragen: Eigentlich Trump, weil ich denke, dass Kim Jong-un relativ berechenbar ist. Kim macht im Prinzip genau das weiter, was sein Vater gemacht hat. Das heißt wir haben da eine relativ gute Erfahrungslinie und wissen mehr oder weniger, wie er reagieren wird, wenn irgendwas passiert. Bei Trump wissen wir das nicht. Aus der Perspektive ist Trump die größere Gefahr.“

Trotzdem meint Frank: „Wenn man sich natürlich die Waffenprogramme anschaut – und auch das Fehlen demokratischer Kontrollen – wäre natürlich Nordkorea als gefährlicher einzustufen.“

Wie reagiert China?

Unklar ist auch die Rolle Pekings, einem der letzten und ältesten Verbündeten Nordkoreas.

Bei einem Besuch des chinesischen Staatschefs Xi Jinping in den USA konnten sich die beiden Präsidenten nicht auf eine gemeinsame Linie im Konflikt mit Nordkorea einigen. Angesichts des jüngsten US-Angriffs auf eine syrische Luftwaffenbasis als Reaktion auf einen mutmaßlichen Giftgas-Angriff vor wenigen Tagen erscheinen die Drohungen gegen Nordkorea zunehmend glaubhafter.

Frank befürchtet vor allem einen Alleingang Washingtons: „Eine militärische Intervention ohne eine Absprache mit China wäre eine Kriegserklärung an die Chinesen, die dann eingreifen müssten. Dann hätten wir einen neuen Korea-Krieg, wenn nicht sogar den Dritten Weltkrieg.“

Die Führung in Pjöngjang hatte zuletzt den US-Raketenangriff in Syrien mit scharfen Worten kritisiert und als Beleg für die Notwendigkeit seines eigenen Atomprogramms bezeichnet. Die „Wirklichkeit“ zeige, „dass wir Stärke mit Stärke gegenübertreten müssen“, hieß es vom Außenministerium in der nordkoreanischen Hauptstadt. 

Präsident Trump hatte vergangene Woche einen Luftwaffenstützpunkt des syrischen Regimes bombardieren lassen, von wo laut US-Angaben ein schwerer Chemiewaffen-Angriff in der Stadt Chan Scheichun (Provinz Idlib) geflogen worden war. Mehr als 80 Menschen kamen dabei qualvoll ums Leben, darunter viele Frauen und Kinder. Viele Experten hielten diesen „Warnschuss“ an den syrischen Machthaber, keine chemische Kampfstoffe mehr einzusetzen, für richtig und überfällig.

Dennoch waren viele überrascht, wie schnell der neue US-Präsident sich dazu entschieden hatte. Nur eine Woche zuvor meinte sein Außenminister noch, Assad zu stürzen, sei keine Priorität der USA. Ebenso plötzlich kam nun die Entscheidung, die Flugzeugträger in Richtung Korea zu schicken.

Grund für die Maßnahme der Amerikaner: Trotz umfassender Sanktionen entwickelt Pjöngjang seit Jahren ein Atomwaffenprogramm. Seit 2006 hat das Land insgesamt fünf Atomwaffentests vorgenommen, davon zwei im vergangenen Jahr.

Die Führung in Pjöngjang arbeitet auch an der Entwicklung von Langstreckenraketen, mit denen atomare Sprengköpfe bis in die USA getragen werden könnten. US-Geheimdienstbeamten zufolge könnte Pjöngjang in weniger als zwei Jahren einen Atomsprengkopf entwickeln, der das US-Festland erreicht.

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