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Die Sorge, dass der Krieg in der Ukraine auf Europa übergreifen könnte, wird immer größer. Experten versuchen vorherzusagen, welches Land am ehesten als erstes angegriffen werden würde, aber in einem scheinen sie sich einig zu sein: Deutschland wird ein Ziel für Putin sein. Doch wenn Russland morgen einen Angriff starten würde, was wäre dann die Situation für die Bürger? Die Antwort ist höchst beunruhigend.

Das Szenario: Der Krieg ist nach Deutschland gekommen. Er wird nicht mit einer Rakete beginnen, sondern im Cyberspace. Das ist die Meinung von Cedric Bierganns, Experte für Sicherheitspolitik und Bundeswehr bei der Konrad-Adenauer-Stiftung. Wie Bierganns gegenüber Focus online erklärt, wird der erste Angriff ein hinterhältiger sein: Es werden massenhaft Fake News verbreitet, um den politischen Streit in Deutschland anzuheizen und das Vertrauen in die Nato zu untergraben.

Hackerangriffe, die kritische Infrastrukturen wie Kraftwerke lahmlegen, werden die Verwirrung weiter steigern und die Bevölkerung verängstigen. An diesem Punkt wird es laut Bierganns zu Auseinandersetzungen unter den Politikern kommen, da einige den Verteidigungsfall ausrufen wollen, aber die dafür erforderliche Zweidrittelmehrheit nicht erreichen werden. Mit einiger Verzögerung wird dann ein Spannungs- und Verteidigungsfall anerkannt werden.

In der Zwischenzeit werden Opportunisten auf den Straßen versuchen, die Unordnung auszunutzen: Bierganns prophezeit, dass es zu Plünderungen kommen wird. Bei einigen mag dies auch aus Verzweiflung geschehen: Nicht genügend Menschen haben die notwendigen Vorräte angelegt, um eine länger andauernde Notsituation zu bewältigen.

An diesem Punkt wird Russland wahrscheinlich einen Militärschlag vorbereiten. Eines oder mehrere der östlichen Nato-Länder werden sich mit einer raschen Verstärkung der russischen Militärpräsenz konfrontiert sehen. Dann wird sich zeigen, wie die Nato-Mitglieder mobilisieren werden, um die Bedingungen von Artikel 5 zu erfüllen, und ob die USA zu ihnen gehören werden. Deutschland wird an dieser Stelle die ihm zugedachte Rolle als logistische Drehscheibe wahrnehmen. Dies wird einige Herausforderungen mit sich bringen, denn die Schwertransporte werden die zivile Infrastruktur erheblich belasten, so Bierganns. Vor allem der Zustand der deutschen Brücken könnte zu Schwierigkeiten führen.

In der Zwischenzeit werden die deutschen Reservisten einberufen werden. Auch mit der Wehrpflicht ist zu rechnen, sollte die Abwehr der Nato scheitern und Deutschland sich zur Verteidigung seiner Grenzen bereithalten müssen. Die Zivilbevölkerung wird nun aufgefordert, den Evakuierungsbefehlen zu folgen. Zu diesem Zeitpunkt könnte sich jedoch schnell herausstellen, dass nicht genügend Schutzräume instand gehalten worden sind. Und während dieser ganzen Zeit muss sich das Land militärisch erfolgreich verteidigen.

Alles in allem eine sehr düstere Vision der Situation Deutschlands im Falle eines Angriffs. Aber eine, die deutlich macht, dass noch viel Arbeit nötig ist, damit Deutschland sich schützen kann. Es ist jetzt an der Zeit, wie Verteidigungsminister Pistorius betonte, dass die Deutschen einen Mentalitätswechsel vollziehen und “kriegstüchtig” werden müssen.