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Insider offenbart Putins Kriegsstrategie

Es tut sich was im Kreml. Plötzliche, streng geheime Sondereinsätze sind Putins Markenzeichen.  Aber wie denken russische Beamte und Abgeordnete über seine Entscheidung, Krieg mit der Ukraine zu führen?

Als ehemaliger KGB-Mitarbeiter will Putin immer alle überrumpeln, um sie zu verunsichern und ihnen zu zeigen, dass er tun kann, was er will. Das Gestammel des Chefs des Auslandsgeheimdienstes Sergej Naryschkin, die Verwirrung des stellvertretenden Kremlchefs Dmitri Kosak und das besorgte Gesicht des Moskauer Bürgermeisters Sergej Sobjanin sind nur einige Beispiele dafür.  

Kein Wunder, dass Beamte und Legislative in ihrem Innersten mit Putins Entscheidung, Krieg gegen die Ukraine zu führen nicht einverstanden sind – aber nur in ihrem Innersten. Es gibt nur noch sehr wenige, die ihm laut und direkt ins Gesicht widersprechen können. Zu gross die Angst vor den unvorhersehbaren Reaktionen des Kreml-Chefs.

Die offiziellen Kommentare hochrangiger Beamter während des Krieges sind einheitlich und spiegeln wider, was Präsident Putin bei der Kriegserklärung sagte: “Russland hatte keine andere Wahl”, “unsere Armee befreit das ukrainische Volk von der Unterdrückung durch die Nationalisten”.  

Ilya Lozovsky , Mitarbeiter und leitender Redakteur beim Organized Crime and Corruption Reporting Project, ist ein Insider, wenn es um die Geheimnisse des Kremls geht. “Meines Erachtens hat Putin zumindest in den letzten zehn Jahren die Demokratie so verstanden: Er sprach einmal pro Woche mit der Führung der Sicherheitsbehörden, den Sprechern der Staatsduma, des Föderationsrates und dem Premierminister. Und das war’s – die Demokratie wurde durchgeführt – das Volk wurde konsultiert. Die Sitzung des Sicherheitsrates vor dem Krieg ist ein Beispiel für diese Demokratie im Stile Putins.”  Nach Gespraechen mit mehreren Parlamentsmitgliedern und Beamten auf verschiedenen Ebenen kommt Lozovsky zu dem Schluss: “Viele von ihnen sind entmutigt, verängstigt und stellen apokalyptische Prognosen auf. Andrej Kostin, [Chef der größtenteils in Staatsbesitz befindlichen VTB Bank], ist ‘in Trauer’. Einige Duma-Abgeordnete denken daran, ihr Mandat niederzulegen. Ich sehe, dass Beamte, Abgeordnete und sogar Journalisten von Regierungsstellen, die ihren Posten verlassen haben, erleichtert sind, dass sie damit nichts mehr zu tun haben, und sich gegen den Krieg aussprechen.

Auch die Proteste auf den Straßen werden trotz Verhaftungen immer stärker und nun meldet sich auch noch eine Stimme des Widerstands aus dem russischen Straflager. Kreml-Gegner Alexej Nawalny ruft seine Landsleute aus der Gefangenschaft heraus zum Aufstand gegen Putin auf.

Bei Twitter wandte sich Nawalny in einem Thread an alle Russen und appellierte: „Ich rufe alle dazu auf, auf die Straßen zu gehen und für den Frieden zu kämpfen.“ (Den genauen Wortlaut in deutscher Sprache hat die Bild-Zeitung veröffentlicht).

Auch der Milliardär Oleg Tinkov sprach sich am vierten Tag gegen den Krieg aus. “Unschuldige Menschen sterben in der Ukraine, jeden Tag, das ist undenkbar und inakzeptabel! Staaten sollten Geld für die Heilung von Menschen, für die Forschung zur Bekämpfung von Krebs ausgeben, nicht für den Krieg. Wir sind gegen diesen Krieg!” – schrieb er auf Instagram.

So wie Tinkov denken auch viele Abgeordnete des russischen Parlaments (Duma). Sie geben dem Föderationsrat (Oberhaus des Parlaments) die Schuld und sagen, dass es die Senatoren waren, die die Entsendung von Truppen genehmigt haben.

“Niemand hätte gedacht, dass wir nach Kiew marschieren würden”, sagte ein anderer Duma-Abgeordneter. “Zuerst denkt man, das ist alles nur ein verrückter Schwindel, aber dann stellt sich heraus, dass es echt ist.” Ihm zufolge überlegt er, wie so viele Abgeordnete an der ”leisen Revolte” und wie viele andere auch sein Mandat niederzulegen, um nicht mehr mit den Aktionen der russischen Behörden in Verbindung gebracht zu werden.

Foto: Wladimir Putin spricht vor der Staatsduma, CC-BY 4.0

Kommentare anzeigen

    • Na, auf jeden Fall ich. Besser als diverse Alluhut Medien, wo ich ohne große Mühe mit drei Klicks sehe, das das sowas von gar nix mit sauberer Recherche zu tun hat. Gleiches denke ich von der Russischen Staatsprobaganda, welche sich ja gerade sowas von selbst zerlegt und nur noch von div. Bots Rum getragen wird wie eben der hier den ich gerade kommentiere...😋

    • Da haben Sie recht. Die Politik macht nichts da sind wir die Völker gefragt

  • Liebe Duma-Abgeordnete,
    schmeißt so schnell wie möglich Euren Job hin‼
    Ihr seid zum Ukraine-Krieg nicht befragt worden!!
    Ihr seid von Putins Kriechern im Föderationsrat überfahren worden, was die Zustimmung zum Ukraine-Krieg betrifft‼ Oder wollt Ihr unter denen sein, die für Verbrechen an der Menschheit international angeklagt und verfolgt werden? Und denkt vor allem auch an Eure Landsleute, vor denen Ihr Euch angesichts des Niederganges Russlands verantworten müsst!!

  • Immer scön auch andere Medienvertreter im TV ansehen und sich ein eigenes Bild mache. Immer besser!! Auf keinen Fall kann man medien aus Putins reich in der heutigen Form vertrauen schenken. Wenn ich den Herrn Lavrow schon höre, könnte ich kotzen. Soviel Verlogenheit und Arroganz/Ironie,Sarkasmus; das tut einem real denkenden Menschen richtig weh!!

  • Zum Thema China und Putin: Sollte Putin in die Natosaaten einmarschieren, kommt der Chinaman von hinten in die Sowjetunion!!!So einfach und logisch ist das. Denn ,,,Chinaman "braucht Platz. Das hatten wir schon einmal vor langer Zeit. ....

  • na hoffentlich wachen die bald mal alle auf und sind nicht zu feige, dem endlich - auch wenn es sein muss - infolge einen Staatsstreich oder ein Attentat diesen Thyrannen zu beseitigen. Dann würde es Russland mit Sicherheit auch viel besser gehen.
    Sie sollten sich mal ein Beispiel an den mutigen Ukrainern nehmen.

  • Wann bekommen wir neue Hymne, neue Fahne und eine zweite Sprache - damit es unsere Vertreter leichter haben?

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Author
Stephan Heiermann